Ser veritativo e ser temporal

Abstract

Der Artikel argumentiert dafür, dass das veritative Sein wesentlich temporal verfasst ist oder dass beide nur verschiedene Aspekte des einen Seins darstellen. Dagegen stellt die anscheinend atemporale Kopula – wie sie z.B. in mathematischen Sätzen auftritt – einen „abstraktiven“ Modus des Seins dar, das heißt einen Modus der Erkenntnis, in dem wesentliche Aspekte des Realen ausgeblendet sind. Wenn man dagegen akzeptiert, dass die atemporal-mathematische Betrachtung des Realen sekundär und das Konkrete das Ursprüngliche ist, dann ist die Zeitlichkeit der Realität zugleich wesentliches Merkmal des veritativen Seins: Der ursprüngliche temporale Modus der Wahrheit ist die Gegenwart, und ihr grundlegender Sinn ist das Sich-Zeigen – im Heideggerschen Verständnis von a-letheia bzw. alethein. Allerdings ist die Gegenwart wesentlich verwoben mit der Vergangenheit und der Zukunft. Erstere stellt im Bezug auf die Wahrheit deren realistischen oder deren Objektivitätsaspekt dar, letztere ihren pragmatischen oder den Rechtfertigungsaspekt. So ergibt sich schließlich eine neue, dreigliedrige Wahrheitstheorie, die die zwei Haupströmungen der einschlägigen aktuellen Debatte als integrale Aspekte des Faktums und Begriffs der Wahrheit erklärt, in dessen Zentrum jedoch der dritt, der phänomenale Aspekt der Wahrheit steht. In diesem letzteren ist das Reale ursprünglich und grundlegend bezogen auf endliche, innerweltliche Subjektivität: Der Physikalismus, der abstrakt einen Blick von nirgendwo konstruiert, kann im präzisen Sinn nicht die Wahrheit über das Reale sein.